Burnout

Burnout ist ein Begriff aus den 70er Jahren, der eine Veränderung der Einstellung zur Arbeitstätigkeit bezeichnet. Diese Veränderung entwickelt sich in einem Prozess, der in der Regel fünf bis sieben Jahre dauert. Die Grundmerkmale dieses Prozesses sind:

  • Emotionale Erschöpfung (als der Kern des Burnout-Prozesses), mit der Folge geistiger und körperlicher Erschöpfung
  • Depersonalisierung (Behandlung anderer Menschen nicht als Individuum, sondern als Fall, als Funktion etc.) und die Entwicklung eines zynischen Verhältnisses zur eigenen Arbeitstätigkeit
  • sowie nachlassende Leistungsfähigkeit und Leiden darunter.

Dieser Prozess kann sich in der Anfangsphase der Berufstätigkeit sehr viel schneller vollziehen (in bis zu sechs bis acht Monaten).

Dauerstressbelastung

Der Burnout-Prozess ist Resultat einer Dauerstressbelastung. Der Körper verliert ach und nach die Fähigkeit sich zu erholen. Er kann die Hormone, die eine Gefährdung oder Bedrohung signalisieren, immer weniger abbauen. Eine nachhaltige Erholung der körperlichen Energien ist zunehmend unmöglich. Das Ergebnis ist ein nachhaltiger Energieabfluss – schlimmstenfalls bis zur totalen Erschöpfung.

Der Burnout-Prozess ist mit zahlreichen Symptomen verbunden. Diese sind  aber nicht spezifisch für Burnout sind. Der Grund dafür ist, dass sich die Dauerstressbelastung genau an den Stellen des Körpers äußert, an denen die jeweilige körperliche Konstitution am schwächsten ist. Daher äußert sich Burnout in sehr unterschiedlichen Symptomen je nach Individuum. (Ein Liste der Symptome)

Unbewusstheit des Burnout-Prozesses

Der Erschöpfungsprozess führt ab einem gewissen Grad dazu, dass die Betroffenen die Erschöpfung als solche nicht mehr wahrnehmen können. Man ist sozusagen zu erschöpft, um wahrzunehmen, dass man erschöpft ist. Da man sich aufgrund der ständigen Dauerstressbelastung bedroht fühlt, steht die Bedrohung von außen im Vordergrund der Wahrnehmung. Eine Reflexion der eigenen körperlichen Verfassung wird zunehmend schwierig. Deswegen ist es notwendig, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen und die eigenen Erschöpfungserscheinungen bewusst zu reflektieren.

Unterschied von Anlass und Ursache

In Deutschland ist es üblich, die Ursachen von Burnout in der Arbeitswelt und im Privatleben anzunehmen. Der Anlass für das Auftreten der starken Symptome gegen Ende des Burnout-Prozesses kann durchaus privater Natur sein. Meist handelt es sich in diesem Zeitraum um eine Mischung von privaten und beruflichen Belastungen. Aber Anlass und Ursache müssen nicht dasselbe sein. Betrachtet man den Burnout-Prozess insgesamt als soziale Erscheinung der Gegenwart, so ist der Anlass nicht entscheidend. Er bezeichnet nur den Auslöser für das Offenbarwerden einer Entwicklung, die sich schon länger hingezogen hat (fünf bis sieben Jahre).

Diese Entwicklung hat systematischen Charakter. Eine solche systematische gesellschaftliche  Entwicklung ist in der Veränderung der Arbeitsorganisation zu sehen, in der die persönlichen Beziehungen belastet werden mit dem unternehmerischen Zweck. Das führt oft zu einer Überforderung der persönlichen Beziehungen, die sich in emotionaler Erschöpfung äußert. Wird diese Entwicklung nicht reflektiert, besteht die Gefahr, dass sich die emotionale Erschöpfung in einen Dauerzustand verwandelt und zu Burnout führt.

Die Suche nach Ursachen im Privatleben soll nicht nur die Unternehmen entlasten. Sie individualisiert auch weitgehend das Problem. Zwar räumen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland ein, das die Pflege älterer Menschen eine gesellschaftliche Aufgabe ist. Dasselbe gilt für die Erziehung jüngerer Kinder. Die Menschen gehen  dieser Aufgabe jedoch als Privatpersonen nach. Das führt dazu, dass das Problem dann dennoch als eine Privatsache erscheint.

Am Ende steht der womöglich der Zusammenbruch

Der Zusammenbruch am Ende der Entwicklung wird wie der Prozess des Ausbrennens als Burnout bezeichnet. Der Zusammenbruch kann im schlimmsten Fall mit dem Tod (oft mit dem Selbstmord) verbunden sein. Der Verlust der Arbeitsfähigkeit und des Lebenssinns treten am Ende des Erschöpfungsprozesses in den Vordergrund. Das ist ein grausames Schicksal. Zwar sind die betroffenen Individuen nicht daran Schuld. Es handelt sich ja um eine Krankheit. Im Zweifelsfall können die betroffenen Individuen das nicht einmal  verhindern. Denn die Entwicklung nimmt unter gewissen Umständen gesetzmäßigen Verlauf. Dennoch ist es sinnvoll sich nach Möglichkeit zu schützen. Dafür empfehlen sich Maßnahmen zur Stressbewältigung, d.h. Sportarten, die die körperliche Selbstwahrnehmung verbessern. Diese Wirkung haben zum Beispiel progressive Muskelentspannung, autogenes Training. Tai Chi, Qi Gong oder Yoga. 

Für alle individuellen Maßnahmen zum Schutz gilt: Die helfen nur bedingt. Aber man muss sich im Klaren und bewusst sein, dass die gegenwärtigen Arbeitsorganisationsformen mit einer emotionalen Dauerbelastung verbunden sind, die schlimmstenfalls bis an die Grenze des Zusammenbruchs führen kann. Deswegen gilt es, der gesellschaftlichen Entwicklung entgegenzuwirken, die zu Burnout führt, also der Unbewusstheit der durch indirekte Steuerung angestoßenen Prozesse. Dafür wäre es wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen die Teamstrukturen und ihre Auswirkungen im Unternehmen reflektieren. Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen bietet hierfür eine Grundlage. Sie ist im Arbeitsschutzgesetz § 5 vorgesehen.